Als ältestes Beweisstück der Gerichtsbarkeit im Raume Hermeskeil gilt das "Hermeskeiler Scheffenbuch", das sich im Archiv des Bürgermeisteramtes Hermeskeil befindet. Dieses Scheffenbuch kann als Vorläufer des heutigen Grundbuchs angesehen werden, da sich in ihm Kaufverträge, Erbkäufe, Grenzbeschreibungen aus den Jahren 1630 bis 1798 befinden.

Aus mittelalterlicher Zeit berichtet die Abhandlung des Pfarrers Franz Rupp über das "Pfarrsendgericht". Dieses Pfarrsendgericht übte offensichtlich Strafgerichtsbarkeit aus, da aus der Abhandlung eine Beschreibung der Verfolgung und Ahndung der Straftaten aus den Jahren von 1745 bis 1785 hervorgeht.

Als Vorläufer des heutigen Amtsgerichts Hermeskeil ist das "Friedensgericht in Reinsfeld" anzusehen. Reinsfeld, ein Nachbarort von Hermeskeil, war zu jener Zeit von seiner Größe und Bedeutung her Sitz des ersten Friedensgerichts. Im Jahre 1814 wurde das Friedensgericht nach Hermeskeil verlegt, nachdem Hermeskeil in seiner wirtschaftlichen Bedeutung wohl Reinsfeld überflügelt hatte.

 

125 Jahre Amtsgericht Hermeskeil
1.10.1879 - 1.10.2004

"Am 1.Oktober 1879 wurden in dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz die neugeschaffenen Amtsgerichte eröffnet. Das im Jahre 1877 erlassene Gerichtsverfassungsgesetz hatte den Bundesstaaten die Umsetzung der Dreigliedrigkeit des Gerichtswesens aufgegeben, und so wurden Amtsgerichte durch Verordnungen von Bayern für die Pfalz, von Hessen-Darmstadt für Rheinhessen und von Preußen für die nördlichen Teile des heutigen Rheinland-Pfalz eingerichtet und lösten in allen genannten Gebieten die aus Frankreich übernommene Friedensgerichtsbarkeit ab. Ziel war eine flächendeckende Versorgung mit Amtsgerichten als Eingangsinstanz für die drei großen Bereiche des Zivilrechts, des Strafrechts und der gerichtlichen Fürsorgetätigkeit, die wir als freiwillige Gerichtsbarkeit bezeichnen. Das Amtsgericht sollte nach damaligen Vorstellungen "bürgernah, zügig und effektiv" sein, die lokalen Besonderheiten berücksichtigen und eine Filterfunktion gegenüber den höheren Gerichten ausfüllen." So steht es in der Einleitung von Prof. Dr. Andreas Roth in der Festschrift "125 Jahre Amtsgerichte im heutigen Rheinland-Pfalz; Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft" zu lesen. Diese Ausführungen treffen auch auf das Amtsgericht Hermeskeil zu, das damals ebenfalls am 1.1.1879 und zwar als "königlich-preußisches Amtsgericht" begann.

 Das Amtsgericht war zunächst in angemieteten Räumen untergebracht. Anfangs bestand das Gericht sogar nur aus einem einzelnen angemieteten Raum, in dem Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden. Etwa um 1892 wurde das Gericht mit dem Gefängnis dann im Obergeschoss des neuen Rathauses von Hermeskeil auf der dem heutigen Standort gegenüberliegenden Seite der Trierer Straße (neben dem heutigen Postgebäude, damals noch Bahnhofstraße) untergebracht.

In den Jahren 1907 und 1908 wurde ein kompletter Neubau errichtet. Dieser Neubau besteht auch heute. Seitdem hat sich die äußere Form des Gebäudes kaum verändert.

Noch heute kann man - sieht man sich die Gebäudeseite näher an - an dem preußischen Bundesadler unverwechselbar erkennen, dass das Gebäude als königlich preußisches Amtsgericht erbaut wurde.

Das Obergeschoss des damals neuen Gebäudes diente zunächst als sehr geräumige Richterwohnung mit separatem Eingang. Das Untergeschoss wurde vom Wachtmeister bewohnt. Der eigentlichen Funktion als Gericht diente zunächst nur das Erdgeschoss. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst eine Unterbrechung der Tätigkeit des Amtsgerichts durch die Besatzungsmächte. Allerdings wurde das Amtsgericht noch im Jahre 1945 wiedereröffnet. Die Arbeit war zunächst recht schwierig, da viele Akten, Urkunden und Register vernichtet worden waren. Die Richterwohnung im Obergeschoss wurde jetzt in zwei Wohnungen geteilt. Eine Wohnung wurde weiterhin von dem damaligen Aufsichtsrichter, die zweite Wohnung von dem geschäftsleitenden Beamten bewohnt. In dieser Zeit erhielt das Gericht auch eine zentrale Warmwasserheizung. Später wurden einige Räume im Obergeschoss einer Nebenstelle des Katasteramtes Trier überlassen. Schließlich wurde die Nutzung als Dienstwohnung ganz aufgeben. Infolgedessen zog am 1. November 1970 die damalige Gendarmerieinspektion Hermeskeil (heute Polizeiinspektion) in einen Teil des Obergeschosses.

Seit dem Jahre 2001 ist die Polizei Hermeskeil in einem eigenen Gebäude untergebracht. Die dadurch frei gewordenen Räume wurden wie auch der übrige Teil des Gerichtes renoviert und seitdem wird das gesamte Gebäude jetzt von dem Gericht allein genutzt.

In der Zeit des Neubaus des Gerichtes in den Jahren 1907 und 1908 muss auch das dem Amtsgerichtsgebäude angegliederte Gefängnis eröffnet worden sein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Gefängnis in eine Jugendarrestanstalt umgewandelt. Im Zuge von Reformmaßnahmen wurde dann auch die Jugendarrestanstalt im Jahre 1970 geschlossen. Die Mauern des Gefängnishofes wurden abgerissen und die gesamte Hofanlage neu gestaltet. Heute steht das Gefängnisgebäude leer.

 

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Mehr über die Geschichte der Amtsgerichte in Reinland-Pfalz mit vielen informativen Beiträgen können Sie nachlesen in der Festschrift:

"125 Jahre Amtsgerichte im heutigen Rheinland-Pfalz; Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft"
Herausgeber: Prof. Dr. Andreas Roth, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Verlag: Wolters & Kluwer Deutschland/Luchterhand-Verlag,
ISBN-Nr.: 3-472-06072-7